Wenn man
nicht müssen muß
(Was ist Kunst? Wie genau wollen Sie es denn wissen?)
Kunst
Das ist ein Begriff, der auf Prozesse und Werke in tausenderlei kreativen, sozialen und
anderen Zusammenhängen verwendet wird. Weshalb es weder möglich noch nötig ist, ihn
zusammenfassend für all das einzusetzen, was gemeint sein kann. Man klärt am besten auf
den Anlaß bezogen, worauf man das Wort speziell anwenden will.
In diesem unserem Vorhaben (dem Praxisteil des
"CyberTrails") soll künstlerisches Tun Anregungen bieten. Was Ihnen das bringt?
Sehen wir mal ...
Übereinstimmungen?
Worauf kann man sich denn beim Begriff Kunst einigen, damit man nicht völlig ins Nebulose
hinein redet? Ich finde die Auffassung des Philosophen Immanuel Kant sehr hilfreich. Er
war der Meinung, in der Kunst ginge es um
+) eine ideell geordnete Vielfalt sinnlicher Eindrücke,
+) die in einer sichtbaren oder hörbaren Ordnung zusammengefaßt sein mag,
+) welche aber keinem pädagogischen, moralischen oder politischem Zweck untergeordnet
sein soll,
+) sondern die Verlockung zu einem freien Spiel der "Gemütskräfte" meint.
Freies Spiel. Gemütskräfte. Sinnlich. Keinen anderen
Zwecken untergeordnet ...
Da ist also ein Erleben dank der eigenen Sinne gemeint. Ein
Wahrnehmen, Genießen, Bestaunen. Das zwar auf diese oder jene Art geordnet sein wird.
Doch – wie schon erwähnt – nichts müssen muß. Ein wichtiger Aspekt, der
leicht übersehen wird. Ein Hauptzweck von Kunstwerken und künstlerischer Praxis ist es
demnach, erlebt, wahrgenommen, genossen und bestaunt zu werden. Das allein entfaltet schon
Qualitäten, die man nicht erst beteuern oder beweisen muß. Wir Menschen haben damit seit
Jahrtausenden Erfahrungen. Was immer man unter "Kultur" verstehen mag, es hängt
ganz wesentlich mit derlei Prozessen zusammen.
Sie ahnen schon. Da geht es jetzt nicht nur darum, sich mit
den künstlerischen Werken anderer zu befassen. Das alles entfaltet sich auch vorzüglich,
wenn man selbst am künstlerischer Schaffen Gefallen findet.
Kunst und Freiheit
Als aktiver Künstler weiß ich seit über 30 Jahren, zum Anziehendsten der
künstlerischen Praxis gehört diese Freiheit im Tun. In manchen Bereichen dieser Arbeit.
Im Moment nur dem zu folgen, was mich dazu gerade bewegt. Ich mache das nicht den ganzen
Tag lang. Aber übers Jahr hat es einen beträchtlichen Anteil an meinem Leben. Sie
können mir die Faszination daran auf jeden Fall nachfühlen, wenn Sie einfach an Ihre
Lieblingsbeschäftigung denken. Und wie es ist, wenn Sie dabei niemand stört.
Spielen und Lernen
Im Spielen liegt auch solche Intensität. Wenn einem niemand zuruft, was man machen soll.
Wenn man dem Spielverlauf bedenkenlos folgen darf. Da ich das Aufwachsen meines Sohnes in
jeder Phase aus der Nähe miterlebt habe, weiß ich: das Spielen ist die radikalste Form
des Lernens. (Ohne daß man müssen muß.) Künstlerische Praxis und Spielen haben meist
einiges gemeinsam.
Zusammenhänge
Aufgaben bewältigen, Probleme lösen, lernen und den Horizont erweitern ... sind demnach
Bereiche, in denen man aus dem Spiel und aus der künstlerischen Praxis nützliche
Anregungen beziehen kann. Aber! Es wird hilfreich sein, wenn Sie dabei im Auge behalten,
daß Sie solche Dinge ganz zu Ihrem eigenen Vergnügen tun können und damit nicht im
etablierten Kunstbetrieb bestehen müssen. Ich erwähne das, weil die Verwechslung dieser
Bereiche zu unnötigen Belastungen führen kann.
Ihr Privatvergnügen und der professionelle Kunstbereich
sind zwei grundverschiedene Felder. Unser Projekt soll Ihnen primär Anregungen zu Ihrem
Privatvergnügen geben. Sollten Sie – unabhängig davon – am
"Profibetrieb" Interesse haben, können wir uns das gerne extra vornehmen.
[martin krusche] |