mir inzwischen ja schon fast ein bisserl ans herzerl gewachsene frau stadträtin!

erstens:
mein mail war nicht "untergriffig", höchstens "scharf formuliert". ausserdem möchte ich zum wiederholten mal betonen, dass es halt schon ein gravierender unterschied ist, ob ich die, meiner ansicht nach zweifelhaften zielsetzungen einer partei scharf kritisiere, oder ob ich, als STADTRÄTIN einen bürger, als dessen volksanwälte sich die fpö-angehörigen ja immer werbewirksam verkaufen wollen, persönlich (!!) attackiere. da liegen doch die schwerpunkte ganz anders, oder??? in einem staat, der, wie die fpö immer fordert, "als unternehmen" geführt werden soll, ist ja wohl der politiker der "angestellte" und der bürger der "chef", oder???

zweitens:
es steht Ihnen natürlich frei, den öffentlichen raum vor schulen als "gefährlich" zu bezeichnen. (meiner erfahrung nach -und auch nach gesprächen mit ca. 25 schülern aller altersstufen ein vollkommener BLÖDSINN). auch ist es natürlich Ihre ansicht, der bürgerwehrverein sei eine organisation "besorgter" bürger, die andere "gefährdete" bürger schützen wollen. ist ja wahlkampftechnisch auch ganz lustig...

allerdings:
wenn es Ihrer partei TATSÄCHLICH um die sicherheit ginge (was ich hiermit ausdrücklich bezweifle), könnten doch die förderungen, die an diesen verein bürgerwehr fliessen, auch in notwendige personalaufwendungen der grazer polizei eingebunden werden... warum passiert DAS denn nicht? ich werfe der fpö ganz klar vor: hier soll eine parteipolitisch mit "unterstützungsgeldern" gesteuerte privatorganisation aufgebaut werden, die exakt 3 ziele hat:
1.) die schwächung des vertrauens der bürger in die staatliche polizei,
2.) eine auch über die wahlen hinaus einer einzigen partei verpflichteten uniformierte einheit und
3.) eine atmosphäre der unsicherheit, bis auch der letzte "besorgte" angst um seine kinder hat.

ich wiederhole: auch ich bin ehemann und vater eines 11jährigen sohnes. ich spreche ganz OFFEN über die gefahren von drogenkonsum (wozu auch alkohol (ich trinke nicht) und zigaretten (ich rauche nur sehr selten) zählen) mit meinem sohn; und das, seit er 7 jahre alt ist. mein sohn KANN sich vor den dealern schützen, die Ihre partei bekämpfen will, denn da reicht es TATSÄCHLICH "nein" zu sagen und zu wissen, was dahinter steckt: nämlich geldgier. er kann sich jedoch NICHT vor den dahinter liegenden organisationen schützen, die eigentlich bekämpft werden müssen. mit der bespitzelung von kleinstdealern wird nichts erreicht ausser, dass die grossdealer ihre "angestellten" woanders hin stellen.

das problem von drogenkonsum an schulen beginnt in wahrheit viel früher. nämlich im elternhaus.

dort, wo eltern den fernsehapparat als erziehungsersatz benutzen. dort, wo jugendliche nicht mehr akzeptiert, sondern in normen gepresst werden sollen. dort, wo zärtlicher umgang beim täglichen frühstücksstreit endet. dort, wo eltern regelmässig angesoffen und überfressen vor dem fussballmatch am sonntagnachmittag hängen. dort, wo dem desillusionierten jugendlichen nicht auf fürsorglicher ebene begegnet, sondern gesagt wird, "er solle halt sport betreiben!", dort, wo eltern "die morgenzigarette" zum aufstehen brauchen. dort, wo gesellschaftliche tabuthemen wie zum beispiel drogenkonsum nur mit strafen bedroht, aber nie diskutiert werden, und sich das kind dann eben andere "experten" sucht... etc.

Sie, meine liebe frau uray-frick, und Ihre parteikameraden, betreiben nichts als symptombekämpfung. wem das reicht, der mag dem zustimmen. ich finde es einer partei im 21. jahrhundert für unwürdig.

und noch etwas:
> Vielleicht gelingt es den Kritikern unserer politischen Forderung mehr
> Differenzierung und hinsichtlich der Lösungsansätze des sehr ernsten
> Drogenproblems auch ein höheres Maß an institutioneller Phantasie zu
> entwickeln.
schreiben Sie.

dem möchte ich teilweise zustimmen (nur: phantasievoll ist Ihr "lösungs"ansatz nicht gerade. ): differenzierung, gerne! dann differenzieren Sie aber auch bitte auf ALLEN ebenen. und fordern Sie differenzierung nicht nur, wenn sie Ihnen gegenüber nicht angewendet wird. versuchen Sie doch einmal, auch anderen gegenüber zu differenzieren. das kann sehr befriedigend sein. aber, bitte, nicht wieder in Ihren kategorien "für uns" - "gegen uns" oder "links", "linkslinks", "gutmensch" und "kommunist". ich unterscheide in Ihrer partei ja auch zwischen "engagiert", "intelligent", "semi-intelligent", "durchaus vernünftig", "vernagelt", "unverbesserlich", "gefährlich" und "kurzsichtig". :-)

viel spass noch mit meinen "sympathisanten", ich muss jetzt wieder arbeiten, um die steuern zu bezahlen, von denen Sie leben (was ich eh begrüsse; jeder sollte sich sein kleines glück erobern können... der preis ist eben ab und zu so eine auseinandersetzung).

GANZ LIEBE grüsse,
jörg v.

ps: sollten Ihre etwaigen reaktionen auf mein mail wieder nur aus anscheinend persönlich beleidigten statements bestehen, können Sie sich die mühe sparen. bitte um differenzierung.

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16•02