Steiermark: Sehnsucht und Rausch
Von: "Jürgen Kapeller" juergen.kapeller@tub.at
Betreff: AW: Bürgerwehr
Datum: Montag, 15. April 2002 14:49

sg. fr. frick,

in ergänzung zu vorigem rückmail, möchte ich noch gerne folgendes anfügen, wenngleich mir bewußt ist, dass der sinn und inhalt dessen, menschen mit der durchschnittlichen geisteshaltung in der fpö relativ unverständlich ist.

karl kraus hat einmal formuliert, dass der österreicher ein mensch sei, der durch schaden nicht klüger, sondern dümmer werde. Die idee der bürgerwehr scheint mir genügender beweis dieser these zu sein. Dabei meine ich gar nicht mal die netten parallellen zu zeiten vor 60-70 jahren sondern die weltweit klar und in nahezu allen bereichen der illegalität belegbaren naturgesetze "kotrollierter" systeme. Man muss sich ja nur bewußt machen, dass man prinzipiell ÜBERHAUPT KEINE illegalen vorgänge kontrollieren/überwachen/unterbinden kann, sondern NUR RÄUME, in denen solche möglicherweise günstige durchführungsbedingungen vorfinden. Solche räume, und das ist entscheidend - sind beliebig austauschbar und wenn durch irgendwelche einflüsse der raum A sich nicht mehr so gut eignet, dann geht man ohne probleme in raum B und das war's - alle kontrolle für die katz. Nicht so abstrakt formuliert: wenn´s vor der schule nicht mehr so gut geht, dann halt in der schule oder im lokal, am sportplatz, in der wohnung....
Kontrolle funktioniert nur in statischen systemen befriedigend, das leben ist aber bekanntlich dynamisch und findet daher einen weg. Nutzloses zu unterstützen ist nach den allgemeinen regeln der logik dumm.

Solche aktionen sind schon allein deshalb nutzlos, weil die wehrhaften bürger blauäugige amateure sind und keine ahnung davon haben, wie denn räume überhaupt überwacht werden. Um ein beispiel aus dem fußball zu bringen: Manndeckung schafft jeder mittelmäßige unterligist, raumdeckung nur die besten mannschaften der welt und die bekommen sehr viel geld dafür.

Und nun zu einem wesentlichen irrtum ihrer gesinnungsgenossen bzw. zum etikettenschwindel:
Die behauptung, man würde sich des drogenproblems annehmen ist schlicht weg eine populistische LÜGE. Die bürgerwehr löst kein problem, sondern verlagert es bestenfalls. Das problem ist weiterhin existent, nur werden zusätzlich untaugliche mittel eingesetzt, es unter den teppich zu kehren. Motto: "wenn ich keine dealer sehe, dann gibt es auch kein problem". Schon mal was von VORBEUGUNG gehört? Selbige funktioniert in gesellschaftlich relevanten bereichen ausschließlich über information, bewußtsein und verständnis der BETROFFENEN. Und das ist ein langfristiger prozess und findet im intimkreis statt und nicht über pranger-situationen. Also nichts, womit man wahltechnisch punkten kann, nicht wahr? Aber sie haben NICHT die aufgabe gewählt zu werden, sondern sinnvolle entwicklungen zu fördern. Und dass eine bürgerwehr nicht dazu zählt, habe ich schon belegt.

Ich widersetze mich einem spitzelstaat, einer ungerechtfertigten kontroll-ausübung durch unbefugte, die nur das sehen wollen/dürfen, was ihnen eine partei "nahelegt". Jeder bürgerwehrler, der uns bekannt wird, wird auf einer eigenen, dafür eingerichteten web-site unter nennung seines namens und wenn geht auch foto als mitglied dieses vereines deklariert werden. Motto: "Wer ist die Bürgerwehr". Sinn: jeder soll wissen können, von wem er observiert wird und die macht der anonymität der kontrollierer wird aufgehoben.

Die annmaßung, exekutiv-funktionen nicht ausgebildeten, nicht vereidigten bürgern übertragen zu wollen, ist der größte politische unsinn, der in den letzten 10 jahren verzapft wurde.

mfg
kapeller

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